Autismustherapie: Die Zielgruppen

Autismustherapie: Die Zielgruppen

Die Ziel- und Altersgruppen:  

Die autismusmusspezifische Komplextherapie umfasst alle Altersgruppen und kann demnach von allen im Autismusspektrum diagnostizierten Menschen, bei denen die spezifische Autismustherapie indiziert und vom Individuum gewollt ist in Anspruch genommen werden.

Dabei folgt Autismustherapie, als Fördermaßnahme der Eingliederungshilfe bei allen Altersgruppen grundsätzlich den beschriebenen therapeutischen Prinzipien, Grundsätzen und Komponenten, die die autismusspezifische Komplextherapie kennzeichnet.

In der konkreten Förderarbeit  zeigt sich die autismustherapeutische Förderung jedoch in individueller Passung am Lebens- und Entwicklungsalter der betroffenen Menschen, sowie in Ausrichtung und mit Bezug auf die in der jeweiligen Altersgruppe und Lebensphase anstehenden Entwicklungsthemen, unter Berücksichtigung des individuellen Förderbedarfs und der anstehenden Förderthemen und –aufträge.  

1 ) Autismustherapie in der frühen Kindheit (Kleinkind- und Vorschulalter)  

Die autismusspezifische Förderarbeit erfolgt mit engem Einbezug der direkten Bezugspersonen (Eltern), im Verbund mehrerer Förderbausteine, orientiert am individuellen Entwicklungsprofil des Kindes.

Sie zielt bei dieser Altersgruppe grundsätzlich darauf hin, durch frühestmögliche, autismusspezifische Interventionen mit Kind und Bezugspersonen eine drohende Manifestation autistischen Verhaltens abzuwenden und die Entwicklung weiterer, ggf. schwerwiegender Begleitstörungen zu verhindern, sowie soziale Orientierung, Kommunikation und interaktives Lernen, auch als schulvorbereitende Maßnahme  anzubahnen und zu ermöglichen.

Im Speziellen steht die Vermittlung adäquater Strategien zur Anbahnung und Entwicklung grundsätzlicher Lernvoraussetzungen (auch für den späteren Schuleintritt) im Vordergrund der autismusspezifischen Förderarbeit:

  •  Anschub von Kontaktbereitschaft
  •  Anbahnung und Entwicklung interaktiver und kommunikativer Fähigkeiten
  •  Herstellen gemeinsamer Aufmerksamkeit
  •  Aufbau von Imitationsbereitschaft
  •  Entwicklung und Training imitativer Fähigkeiten
  •  Anbahnung und Entwicklung von Spielfähigkeit
  •  Aufbau und Stärkung der Eltern - Kind – Beziehung
  •  Stärkung der Elternkompetenz der Beziehungs- und Erziehungsaufgabe gewachsen zu sein
  •  Unterstützung der sozialen Kontaktpflege mit Gleichaltrigen
  •  Einbezug durch aufklärende und sensibilisierende Umfeldarbeit (z.B. Kindergarten und sonstige Kindergruppen)
 

2) Autismustherapie bei Kindern und Jugendlichen in Schule (Grundschule, alle weiterführenden Schulformen, alle Förderschulformen)

 Die durch das Vorliegen einer Autismus – Spektrum- Störung gegebenen Besonderheiten und Beeinträchtigungen sind in allen Situationen und Kontexten von Schule und Unterricht ein bestimmendes Merkmal der Schüler*innen mit ASS. 

Mit Bezug auf den Zeitpunkt der Diagnosestellung und den Beginn der autismusspezifischen Förderung des Kindes/Jugendlichen erfolgt  Autismustherapie als ambulante Maßnahme der Eingliederungshilfe gleichfalls in  Ausrichtung am jeweiligen Lebens- und/oder Entwicklungsalter sowie an dem konkreten, autismusspezifischen  Unterstützungsbedarf im Kontext Schule  und an den damit einhergehenden (sozialen) Anforderungen und Rahmenbedingungen, die es für das betroffene Kind und/oder den Jugendlichen im jeweiligen Sozialsystem Schule, d.h auch in der jeweiligen Schulform und im Unterricht zu bewältigen gilt.

Neben der therapeutischen Bearbeitung persönlicher Entwicklungsthemen stehen demzufolge bei dieser Zielgruppe vorrangig deren schulische Sozialisation und damit einhergehend ihre Partizipation und gelingende Teilhabe an schulischer Bildung im Rahmen der allgemeinen Schulpflicht, wie auch das Erreichen eines bestmöglichen Schulabschlusses im Fokus der autismusspezifischen Komplextherapie.

Folglich zielt begleitende Autismustherapie beim Kind und/oder beim Jugendlichen darauf hin, dessen Teilhabe am und im  Sozialsystem Schule anzubahnen, diese  weiterzuentwickeln, zu stärken und letztendlich auch zu sichern.

 

3) Autismustherapie beim erwachsenen Menschen mit Autismus

Die autismustherapeutische Unterstützung unterscheidet sich bei erwachsenen Personen aus dem Autismus-Spektrum im Wesentlichen von der Autismustherapie mit Kindern und Jugendlichen durch deren Ausrichtung und Orientierung an den spezifischen Themen des Erwachsenenalters.
Diese Themen können sein: Berufsfindung/Arbeitsalltag, Stressmanagement, Partnerschaft und freundschaftliche Kontakte und Verselbständigung.

Die therapeutische Einzelarbeit mit erwachsenen Betroffenen ist verhaltenstherapeutisch und nach systemischen Grundsätzen ausgerichtet. Unter Berücksichtigung der Besonderheiten in der Wahrnehmungsorganisation und –verarbeitung, der Kommunikation und dem Verständnis und dem Umgang mit sozialen Anforderungen wird der Aufbau und die Verbesserung von altersgerechter Selbständigkeit, Tagestruktur, Stressbewältigung und die Akzeptanz und der Umgang mit den eigenen autismusspezifischen Besonderheiten therapeutisch unterstützt.